38.25 Mit dem Leben ist alles gewonnen

 

BETENDER RUF

 

Die Profile unserer Menschheit geben Anlass zu ständiger und anhaltender Sorge (span.: ‚preocupación‘).

Und so wird es angesichts des Betenden Rufs, der meditativen, kontemplativen Rufs schwierig, Vorschläge, Projekte, Ideen aufzunehmen…, da der Verstand, das Fühlen, das Handeln beschäftigt(span.: ‚ocupado‘) sind.

Sie sind so sehr mit den aktuellen Ereignissen beschäftigt! Diese reichen von der Art und Form der Nahrung – wenn es welche gibt – über die Länge der Hosen oder die Art des Kissens bis hin zum Restaurant, das gerade angesagt ist, oder den besten Rohrleitungen für den Durchfluss von Flüssigkeiten – Gas, Öl usw. Das heißt, es gibt ein Gewirr von Informationen, die zudem „desinformativ” sind, da sie verwirren.

Die Meinungen werden vielfältig, und das Interesse an Herrschaft, Kontrolle, Befehlsgewalt und persönlicher Bedeutung führt dazu, dass diese Sorge (span.: ‚preocupación‘) fast 90 % der Wachzeit einnimmt(span.: ‚ocupe‘).

Es gibt viel zu tun. Und der Verstand, die Seele, der Geist sorgen sich (span.: ‚se preocupa‘) um das, „was zu tun ist”, was wichtig geworden ist.

Und es geht nicht mehr darum, dass es viel zu tun gäbe, sondern dass man sich mit Materialität, Individualität, Trennung, Flucht... und einer langen Strategie des persönlichen Hedonismus beschäftigen(span.: ‚ocupar‘) muss, was die Inspiration, die Träumerei, die Fantasie, das persönliche hören, sich selbst zuhören, die Wertschätzung, die Zuneigungen... behindert.

 

Zweifellos lässt uns die dominante Vorherrschaft eines kleinen, aber äußerst einflussreichen Teils der Menschheit eine ständige Sorge (span.: ‚preocupación‘) sein. Und das Leben wird besorgt (span.: ‚preocupada‘). Es hat nicht den Fluss des spontanen Hauchs. Es hat nicht die Ruhe der stillen Gelassenheit. Es skizziert keine Träume und Projekte, und wenn es das versucht, tauchen Hindernisse, Schwierigkeiten und Verbote auf.

Offensichtlich geschieht alles mit dem Schwindel – und gleichzeitig der Heimlichkeit – des Dominanten, sodass wir es verkörpern... – in Anführungszeichen – „ohne es zu merken”. Und manchmal merken wir es doch, mit der Überschrift: „Es bleibt keine andere Wahl” oder „So ist es eben” oder „Man muss es ertragen” oder „Es ist, wie es ist”.

 

Der Betende Ruf macht uns auf diese Komposition, dieses Gemälde, diesen Stich der Menschheit aufmerksam. Und so können wir, wenn wir all diese Faktoren unter dem Zeichen der Besorgnis (span.: ‚preocupación‘) berücksichtigen, können wir zumindest das „Vor” (span.: ‚pre‘) verwässern und uns mit etwas anderem beschäftigen als dem, was der Befehl, die Macht, die Regierung, der Fortschritt, die Technologie vorschreiben...

Und es ist nicht so, dass all dies als negativ, für schlecht gehalten wird. Nein, nein. Es geht darum, zwischen allem, was die Menschheit hervorbringt, zu unterscheiden und in jedem Individuum zu wissen, welche Position es uns ermöglicht, weiterhin Seelen(!) zu sein, weiterhin zu lieben(!), ohne die beunruhigende Meinung des einen, der anderen... und sich vielmehr mit der Transparenz dessen zu zeigen, was man fühlt, ohne diese subtile Angst, dass man verlieren könnte.

 

Mit dem Leben haben wir alles gewonnen. „Mit dem Leben haben wir alles gewonnen”. Und folglich gibt es keinen Grund, die Angst, dass man verlieren könnte, zu kultivieren.

Ja. Das mag sehr philosophisch klingen, aber es ist betend... und es berührt unsere arglose Seele: ja, diese unschuldige und neugierige Seele, die dem Leben eigen ist.

 

Er fordert uns heraus – ja, vielleicht scheint es fordernd –, er fordert uns heraus, der Betende Ruf, eine spontanes zusammenarbeitendes, solidarisches, teilendes Verhalten; ein lockeres, unbeschwertes, spontanes Zusammenleben, das einen transparenten Dialog ermöglicht, das ein „Miteinander-Sprechen” (span.: ‚‘con-verse‘) ist, eine Bekehrung (span.: ‚convertido‘), eine Umkehr (span.: ‚conversión‘),  hin zum miteinander Teilen... wobei jeder den anderen und der andere jeden annimmt.

Die Seele des Lebens als wahre Triebkraft, als wahren Vertreter des Lebens wiederherstellen. Die Seele, die liebt, die sich mit Mitgefühl, Barmherzigkeit und Mitleid zeigt, ohne Angriffe, ohne Geflüster, ohne Gerüchte und Vorurteile.

 

 

Wir verstreichen in Zeiten, die als „Anfänge” bezeichnet werden: „Und dies beginnt und jenes beginnt…“ In Wirklichkeit sind es automatische Gewohnheiten, die uns durch die Leistung auferlegt werden. Dennoch sind sie bereits in unserem Genom, in unserem Wesen, verschlüsselt.

Und wir können mit den Ritualen des Anfangs weitermachen, mit dem Ersatz, den Einkäufen, den Aktualisierungen usw., oder wir können es als einen Teil des Verstreichens betrachten... Dass es kein Anfang ist. Dass nichts beginnt und nichts endet. Dass es eine strukturelle Fata Morgana ist, die durch eine kurzsichtige Sichtweise auf die Existenz und das Leben entstanden ist.

Wenn folglich – so wie jetzt – der Anfang kommt, fällt er natürlich mit einem Ende zusammen... Wodurch man noch klarer, dass weder das eine noch das andere existiert. Es ist ein Verstreichen von Ereignissen.

Und so können wir, ohne diese Ansätze zu verachten, aber in dem Wissen, dass sie Fiktion sind, diese Anfänge mit einer Disposition von Mut, von Begeisterung, von Einfällen, von Vorschlägen „argumentieren”, die es uns ermöglichen, eine Erneuerung zu sein, eine kontinuierliche Erneuerung.

 

 

Normalerweise beginnt man – was die kontinuierliche Erneuerung betrifft – mit der Kadenz des „Was zu tun ist”, mit der Sorge (span.: ‚preocupación‘), „was man haben muss”: dem Gewinn.

Stattdessen können wir uns mit dem zur Verfügung stellen, was mein Wesen beiträgt, was mein Gewissen meint, was meine Emotionen fühlen, was ich erahne, was sein wird oder was sein könnte.

Es wäre tatsächlich, uns die Gelegenheit zu geben, lebendig zu sein, das Leben zu spüren... außerhalb der besorgniserregenden (span.: ‚preocupantes‘), furchterregenden und terminalen Dimensionen.

Ja, denn es reicht schon ein Moment der… Zufriedenheit, damit sofort der Gedanke aufkommt: „Na gut, wir müssen jetzt, wir müssen jetzt zum Ende kommen.“

 

Das Profil der Ungezwungenheit, was typisch ist für das Leben. So, wie es in der Kindheit, in der sich das Wesen… wie verrückt bewegt, handelt und sich verhält! Es ist das, was einem Psychopathen am nächsten kommt.

Ja. Es setzt sich unzähligen Schwierigkeiten aus – die wir übrigens größtenteils selbst geschaffen haben. Es plappert Worte, denkt Dinge und... versteht nicht, warum man es nicht versteht. Heute isst es besser oder auch nicht... schläft es mehr oder weniger... Es ist ein kleiner Neurotiker, der umherwandert und diese ständige Aufmerksamkeit braucht.

Nun gut. Der Erwachsene hat diese ständige Aufmerksamkeit durch den Odem des Lebens aus dem Schöpfer Mysterium. Und folglich kann er sich diversifizieren. Er kann weiterhin dieses Kind sein, mit mehr Fähigkeiten, mit mehr Präzision, mit mehr Feinheiten...

Vielleicht hat dies mit dem Satz aus dem Christlichen Odem zu tun, der besagt, dass „nur diejenigen, die wie Kinder sind, in das Himmelreich kommen werden”.

 

Wir leben im Himmel, in diesem unergründlichen Universum. Und das Leben ist eine permanente Kindheit. Es ist kein quälendes Warten darauf, dass man aus dem Körper scheidet, um „dorthin” zu gelangen...

Nein!

Für einen Augenblick, nur für einen Augenblick... sicherlich hat jeder schon einmal einen Moment erlebt, in dem er sich wie im Paradies gefühlt hat. Also mit diesem Moment könnten wir denken, dass das Paradies und der Himmel hier sind..., dass wir nicht darauf warten müssen, dass man uns wie sinnlose Marionetten hin- und herträgt.

Die Heiligkeit ist hier, nicht im Jenseits.

„Jenseits”, „diesseits”... zeitliche, lineare Begriffe, die dem Raum unterworfen sind..., die die beseelte Seele des Ewigen nicht berücksichtigen.

 

Wenn dieser paradiesische Moment ‚gewohnt‘ wird...

Und das ist möglich!...

Es ist möglich, solange wir nicht in Vorurteile, Normen, Gewohnheiten verfallen... auf dass wir all diese Inhalte umgehen können, ohne uns ihnen gegenüberzustellen. Denn Besorgnis (span.: ‚preocupación‘) erfordert Konfrontation. Und sie veranlasst das Wesen dazu zu handeln, um sich von dieser Angst und Beklemmung – in Anführungszeichen – zu „befreien“, die diese Besorgnis (span.: ‚preocupación‘) hervorruft.

 

(2:30 Min. der Stille)

 

Diese Augenblicke müssen Momente sein: eine Verlängerung des Augenblicks; eine Entdeckung unseres Selbst in diesem Paradies, welches leben bedeutet.

Das Wesen hat sich so sehr verkörpert, dass es sich nicht mehr bewusst ist, dass diese Verkörperung nur ein Projekt des Unsichtbaren ist, das in einem Augenblick akzeptiert, sich auf eine bestimmte Weise zu gestalten. Aber ohne diese Seele , ohne diese Gestaltung bewegt es sich nicht... es wird nicht lebendig.

 

Wir müssen nicht warten. Wir sind schon da.

 

Es gibt keine Trennlinien. Wir sind ein kontinuierlicher Fluss der Schöpfung. Und folglich sind wir kreative (span.: ‚creativa‘) Materie – keine „besorgte” (span.: ‚preocupativa‘) Materie –, bereit und verfügbar für die Evolution.

 

Eden befand sich nicht auf einem anderen Planeten, er befand sich nicht an einem anderen Ort im Universum. Er war hier. Er ist hier.

 

Das anzunehmen bedeutet, unsere Profile zu ändern, unsere Gründe flexibler zu gestalten, unsere Gefühle zu verstärken, ohne Besitztümer, den Hauch des Lebens in jedem Atemzug, in jeder Bewegung zu spüren, das Geschöpfte zu bewundern, während wir ein Blatt, einen Stein oder einen Vogel betrachten.

 

Ja, ja, ja.

 

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