38.24 Das Pochen der Tugend hört nicht auf

 

BETENDER RUF

 

Jedes Aufwachen, in jedem Wachwerden (span.: ,ama-necer‘) – geboren werden durch die Liebe des Mysteriums der Schöpfung (span.: ,nacer por el Amor…‘) – bringt ein neues Ereignis der Tugenden zu leben mit sich.

Zu leben ist aufgrund seines schöpferischen Ursprungs, ein virtuoses Ereignis.

Und die Wesen… jedweder Dimension, Proportion, jedweden Ortes, jedweder Variation suchen die Entwicklung ihrer Tugend.

 

Einer Tugend, welche eine Attraktion gegenüber der Umgebung sein wird, welche ein wertvolles Zeugnis gegenüber der Umgebung sein wird, welche ein „befreiendes” Dienen gegenüber der Umgebung sein wird, was eine Position des Gleichgewichts sein wird, die zur Perfektion, zum außerordentlichen, zum Außergewöhnlichen neigen wird.

 

Die Blume hat nicht… durch Zufall ihre Farbe und ihre Blätter. Sie hat diese, aufgrund ihres… Dienens, dass sie der Umgebung aufgrund ihrer Eigenschaften, aufgrund ihrer Referenzen, aufgrund ihrer Ansprüche verleiht.

 

Und in der menschlichen Spezies – die speziell mit Ressourcen versehen ist – geschieht es, … dass innerhalb der unendlichen Wege, die sie wählen könnte, kann, wird wählen können, sie sich jetzt auf einem Weg des vorherrschenden, ausschlaggebenden Verhaltens befindet.  

 

Offensichtlich nimmt sie in der Biodiversität eine Rolle ein, welche seitens der anderen Lebensformen Vorsichtsmaßnahmen, Angst, Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, Vorsicht einnimmt… Um ihre Präsenz als Spezies – „die menschliche” – zu sichern, hat sie erobert, gewonnen, sich bemächtigt, verletzt, dominiert, abgerichtet, gewöhnt, verwüstet… und einen langen Prozess der Herrschaft, der Macht, der Gewalt.

Daher ist es sehr gut möglich, dass sich das Lebende der menschlichen Anwesenheit bewusst ist und Beweise dafür hat.

 

Dieser Weg, in dem sie sich entwickelt, liegt in Momenten maximalen Egoismus, Vergötterung, Wichtigkeit, Wichtigkeit, persönlicher Wichtigkeit… und folglich in Konflikten, Konflikten, Konflikten, Konfrontationen aller Art – innerhalb derselben Spezies: politischen, wirtschaftlichen, religiösen, kulturellen… die manchmal in blutigen Kriegen kulminieren, die aber für gewöhnlich in alltäglichen Streitigkeiten, Vorurteilen, Groll, Wut, Rassismus… und einem langen und so weiter und sofort zusammenleben.

 

Und die Tugenden…?

Werden sie ausgeschlossen – werden sie von diesem Weg ausgeschlossen?

Und das Außergewöhnliche? Und das Außergewöhnliche? Und das Unmögliche? Und das Unglaubliche? Werden sie von dieser Herrschaft, Kontrolle, Manipulation, diesem Druck, dieser Sklaverei ausgeschlossen?         

 

Ja, im Prinzip – sagt uns der Betende Ruf –, dass wir durch unsere Herkunft „Tugend” sind, und in der Entwicklung der unterschiedlichen und unendlichen Wege ist man auf diesem der Egozentrik- Vergötterung und dem Dominierenden… bedeutet das, dass die Tugenden ausgeschlossen werden?

Es ist wichtig, das zu berücksichtigen – bemerkt der Betende Ruf –, denn wenn man den gewöhnlichen Weg des Alttäglichen nicht mit einbezieht, nämlich den zu dominieren, zu gewinnen, wichtig zu sein, sich wichtig zu machen, zu unterdrücken, zu kritisieren, sich zu beklagen… Das wären die unterschiedlichen Koordinaten des Daseins auf dieser Bewusstseinsebene „Leben“ genannt.

Dann müsste man sich nicht um das Außergewöhnliche, das Spezielle, das Verschiedene, das Unterschiedliche, das Neue kümmern.

 

Wenn wir allerdings ein bisschen auf unsere Essenz und unsere Herkunft achten – fordert der Betende Ruf von uns –, egal welche Idee es sein mag, die jeder einzelne dazu hat – sei es kreationistisch, evolutionär, zufällig… das ist egal, sie ist tugendhaft –, dann ist die Ausnahme gewiss: Unser Universum ist ausnehmend…, die Konditionen für die Entwicklung des Lebens sind außerordentlich…; die Variationen der unterschiedlichen Formen und Manifestierungen des Lebens sind ausnehmend.

Andererseits hat die Menschheit in ihrer Dominanz und ihrer Kontrolle, außerdem Kriterien der Schönheit, der Bewunderung, der Wertschätzung entwickelt, tendenziell und zu Vorlieben (span.: ‚querencia‘) neigend: sie wollen und wollen und wollen (span.: ‚quieren y quieren y quieren‘)… mehr… – die Menschheit.

Und das verwandelt sich in Kampf, Ringen, Invasion, Herrschaft…

Aber sie konserviert… – „konserviert” – die Kraft – ja – die Kraft dieses geboren Werdens (span.: ‚ama-necer‘[1]) – geboren zu werden durch die Liebe der Schöpfung (span.: ‚nacer por el Amor de la Creación). Konserviert die Option und die Möglichkeit zu lieben (span.: ‚amar’) und das Wollen (span.: ‚querer’) als Ausdruck des Besitzes, der Herrschaft, der Kontrolle, der Unterdrückung, der Manipulation hinter sich zu lassen…

 

Ja. Egal welcher Route unsere Spezies auch folgen mag: Sie wird durch die Absichten des Schöpfer Mysteriums permanent das Pochen der Tugend haben.

Und in Winkeln, Ecken, Verstecken… wird sie unser Herz für die Notwendigkeit anmahnen, dass es notwendig ist, sich auszudrücken.

 

Ein Augenblick der Güte zu sein.

 

Ein transzendenter Augenblick zu sein.

 

Von der Perspektive der Schöpfung, des Schöpfer Mysteriums aus, ist Richtung (span.: ‚sentido‘)[2] in der sich die Menschheit befindet weder gut noch schlecht noch durchschnittlich, noch schlechter, noch besser. Diese Kategorien existieren nicht in der Schöpfung. Sie existieren… in einer Interpretation, auf einem Weg der Herrschaft.

Also werden die Kriterien von „gut”, „schlecht”, „durchschnittlich“ aufgestellt…

 

Wenn sich das Wesen der Menschheit zu persönlicher Wichtigkeit, zum Hedonisten macht, wenn es zum Egoisten und Egozentriker wird, muss es Kategorien kreieren… um zu dominieren, um zu bestrafen, um zu belohnen.

Es versucht, die Schöpferkraft zu ersetzen… das Schöpfer Mysterium.

Und jetzt macht es das überwiegend durch die Herrschaft, die Kontrolle, den Besitz, das Wollen (span.: ‚querer‘)

 

Aber auch wenn das das Manifestierte ist – betont der Betende Ruf –, hört das Pochen der Tugend nicht auf.

 

Und dort ist es, wo wir unsere außernehmende, spezielle, andere, unterschiedlichen, neue… liebevolle Natur entdecken.

Die sich zeigt, sich gibt, die dient…

Die schätzt, die bewundert…

Die sucht, die sich tragen lässt…

Die lernt, die es versteht ‚zwischenabhängig‘ zu sein …

 

Aber ja, ja, es stimmt, dass uns die alltägliche Forderung darum bittet, zu arbeiten, um Obligation, Herrschaft, Kontrolle, zu gewinnen bittet...!

Und in dieser Umgebung der eingesperrten Trabekel[3] ist es für die Tugend schwierig, dass sie aufblüht.

Aber zwischen Trabekel (span.: ‚trabeculo‘) und Trabekel (span.: ‚trabeculo‘) und Trabekel (span.: ‚trabeculo‘), zwischen Verwicklung und Verwicklung gibt es Leerräume. „Zwischen Verwicklung und Verwicklung gibt es Leerräume”. Das sind die der Tugend. „Das sind die der Tugenden.“

 

Und während wir uns durch die Verwicklungen bewegen, gibt es ein tugendhaftes Echo, das uns... hin zu Güte ruft(!) hin zur Wohltätigkeit, hin zum Begreifen, hin zu Barmherzigkeit.

 

 

Ja. Ja, wir müssen in diesem Netz der Hetze, der Sorge, der Anspannung reisen… Aber auf allen Strecken – auf welcher es auch sei – gibt es eine leere der Tugend. Eine Leere der Tugend, in der die Tugend pocht! Verstehen Sie das gut. Aus dieser Leere taucht die Tugend auf.

Weil die Tugend nicht gewinnt! Sie produziert nicht! Sie ist nicht rentabel…! Sie steht nicht hoch im Kurs, sie spart nicht. Sie ist Schönheit, sie ist Bewunderung, sie ist Ausnahme, sie ist speziell, sie ist „einzigartig“…

Sie ist… Liebe.

 

Und deswegen „fordert uns der Betende Ruf auf“, dass wir auf dieser Strecke der Verwicklungen, das leere Echo dieses Raums des Vakuums hören, in dem die Tugend pocht.

Und wir sagten „Leere” – „in dieser Leere” –, weil sie frei von Herrschaft der Erkenntnis (span.: ‚conciencia‘), des Bewusstseins (span.: ‚consciencia‘) und der Macht ist.

Sie bricht hervor, ohne zu wissen warum.

Es ist der verliebte Augenblick, der uns verführt, der uns erobert, ohne uns zu dominieren.

 

Es ist der verliebte Augenblick, der uns anzieht, ohne Logik, ohne Grund… mit Neugierde, mit Einsatzbereitschaft.

 

 

Verbrauchen Sie sich nicht darin, sich in irgendeiner Dimension zu radikalisieren.

Verbrauchen Sie sich nicht, indem Sie versuchen, die Netze, die uns einhüllen, zu verbessern.

 

Hören Sie dem Echo der Leere zu.

Meditieren Sie über den Betenden Ruf. Jenen, der uns … ohne Herrschaft macht. Jenen, der uns inspiriert, uns seufzt, uns ernährt. Jener, der nicht wehtut, der nicht bestraft… der bewundert und permanent kontempliert.

 

Verlieren Sie sich nicht in sterilen Kämpfen, welche die Folgen von permanentem Hass, Groll, Kritiken und Klagen sind …

 

Finden Sie sich im leeren Echo ein, dass uns zu unserer Feinabstimmung mit dem Schöpfer Mysterium bringt, und das sich hier ausübt … zwischen diesen Trabekeln und Netzen, die uns einsperren. Und in dem Maße wie wir unsere Natur als Schöpfung kultivieren, lösen sich diese Netze, diese Verwicklungen, auf. Sie hören auf, erstrangig zu sein. Sie hören auf, Gewinne, Herrschaften und Kontrollen zu sein…!

Sie gehen dazu über, Zwischenfälle zu sein, denen man ausweichen muss…

„Sie gehen dazu über Zwischenfälle zu sein, denen man ausweichen muss”… so wie der Wind, wenn er weht: er macht keinen Halt. Jedwedes theoretische Hindernis, auf das er stoßen mag, umgeht er… und er zieht weiter.

Er bleibt unsichtbar, aber er nährt uns mit seinem Hauch.

So ist die Tugend.

 

 

***

 

 

 


[1] Amanecer: Tagesanbruch; ‚amar‘: lieben, ‚nacer‘: geboren werden.

[2] Sentido: Weg, Sinn, Richtung

[3] Als Trabekel (von lateinisch trabecula ‚kleiner Balken') bezeichnet man in der Anatomie bälkchenartigen Strukturen in Organen: