46.24 Das Pochen zu glauben

 

GEBETSAUFRUF

 

Die Frequenz des Lebensstils bringt uns mehr und mehr der Tragödie, dem Drama, der Traurigkeit, der Wut, der Depression, dem Unverständnis – näher.

 

Wann immer sich die Macht sich ausdrückt, lässt sie uns  unsere Zerbrechlichkeit, unsere Armut, unseren Mangel, unser Unvermögen wissen.

Jedes Mal, wenn sich der Reichtum zeigt, macht er das durch die Opulenz, den Pomp... und das Elend der Armut, die „unvermeidliche" Sklaverei des Hungers.

Immer häufiger führen uns die materiellen, technologischen und wissenschaftlichen Offensichtlichkeiten zu einer unvermeidlichen – abgesehen von mächtigen Ausnahmen – zu einer unvermeidlichen Tragödie.

 

Jedwede Modifizierung derjenigen, die uns offensichtlich versklaven, wird uns als unmöglich gezeigt, denn es ist die Sklaverei, die vorherrscht, die befiehlt, die anordnet, die spricht, die beweist.

 

Wir erlauben uns den Kommentar: Wird Leben erzeugt, nur um sich gleichzeitig zu zerstören? Erzeugt sich das Lächeln, um in einer Grimasse des Schmerzes zu gipfeln? Ist das Ziel, der unvermeidliche  Eifer, das Leben zu töten?

 

Der Betende Ruf versetzt uns in diesen Nährboden... von unvermeidlichen Konsequenzen.

Das Vermeidbare, das Unmögliche, das Wunderbare, das Unglaubliche, das Fantastische, das Idealistische, das Träumerische,  natürlich das Verliebte, das Zugeneigte, das Attraktive... entsprechen nicht dem Daseins- und dem Lebensstil.

Sie sind Zeichen eines Mangels an Kenntnissen, an Wissen, an Lebensbereichen.

Und so ist es einfach und unvermeidlich – bei solchen Modellen –, dass jeder früher oder später eine Geste der Verzweiflung, ein trauriges Gesicht, ein Zeichen des Misstrauens, eine sprechende Lüge, die etwas vorgibt, sein wird.

 

Unter diesen Panoramen des Cinemascope, der Riesenleinwand, schickt uns der Betende Ruf dahin, zu kontemplieren, zu meditieren, Kenntnis zu nehmen, worin wir uns befinden. Worin befinden wir uns?

In etwas, das wir „Universum" genannt haben. In einem Vers. Und als eine solche Poesie ist es Idylle, ist es Zuneigung, ist es ein Lächeln, ist es eine Liebkosung, ist es Samt... was auch immer es erzählt.

Der Betende Ruf erinnert uns – abgesehen davon uns zu zeigen, dass wir in einem Universum wohnen – dass wir ein Vers (eine Poesie) sind. Ein  Vers aus Buchstaben, konjugierte und kombinierte Wörter, die uns einen Aspekt geben, uns Gesten zeigen, uns Möglichkeiten eröffnen... unendlich, unendlich, unendlich!

 

Sie rufen uns zum Beten, um uns an unsere Schöpfung zu erinnern..., die so „geordnet" sie auch sein mag, mit Evolutionen, Photonen, Positronen, ‚Epsidronen‘, Myonen, Neutrinos, Photonen...  – alles so geordnet (!) –, also sie schaffen es nicht, mit den beabsichtigten Demonstrationen, den Ursprung und das Warum des Lebens zu zeigen. Dennoch haben sie es für uns mit Gründen mechanisiert, mit Gründen haben sie es uns erklärt, nämlich dass sich Atome selbst organisiert haben und das erzeugt haben, was wir heute als Leben betrachten.

Und dass es ein Prozess ist, der durch den Tod sinnvoll wird.

Philosophen, Mathematiker, Physiker, Geisteswissenschaftler... bestätigen das und sagen das. Und die können sich nicht irren! Sie haben das Wissen, sie haben die Kenntnisse, sie haben...

 

  • Sie haben... was?
  • Wissen.
  • Ah. Wissen. Ah, schon gut.

 

Das Wissen, die Überprüfung, das Experiment... Das, was wir alle kennen.

Zurück bleiben archaische Geschichten von Paradiesen, von Gut und Böse, von Sünden...; auch trügerisch, manipuliert und verzerrt.

 

Man könnte sich fragen – sagt uns der Betende Ruf –: „Innerhalb des Vielen, was man weiß – vielleicht nicht so viel –, warum hier, hier in dieser Ecke dieser Galaxie – wenn man nach unten geht, nach links –, warum hat sich das hier produziert…?

 

  • Unbequem?
  • Nein, nein, das Leben.
  • Ach, das Leben. Nein, denn es ist unbequem zu leben, und das Leben schadet der Gesundheit... Stimmt doch, oder?

 

Warum hier?

Na gut, das sind unbequeme Fragen, sogar sinnlos und manchmal werden sie für dumm gehalten.

 

Aber zuweilen, wenn der Glaube zittert, wenn der Glaube Gänsehaut hat, wenn das Vertrauen... mnnn, wenn die Treue – wow(!) – schwindet, wenn..., wenn die Wirkung des Lebensgrundes auferlegt wird, ist der Glaube nicht notwendig, die Vorsehung auch nicht, träumen? ... Nun, in der Nacht. Das Lieben ist für eine Weile.

 

Wenn das geschieht – und es kann jederzeit geschehen –, warnt uns der Betende Ruf zunächst, dass es geschieht, dass es verstreicht, dass die Menschheit durch ein Mysterium auf diese Welle geraten ist, auf der sie sich befindet – nicht durch ihren freien Willen, den es nicht gibt.

Können Sie sich einen Moment lang vorstellen – ohne die Absicht es zu demonstrieren –, dass in diesem Universum – das Wenige das wir wissen, aber von diesem Universum – Wesen geboren werden, die tun können, was sie wollen? Können sie das wirklich tun? Unter dem Gesetz der Schwerkraft, unter dem besonderen Schutz von Stratosphären, Troposphären, Ionosphären... Konditionen, die verdächtig idyllisch dafür sind, damit es eine unergründliche Artenvielfalt gibt.

War es das Produkt des freien Willens von Bakterien, Viren, Pilzen... und danach des freien Willens von Herrschaften, Konstruktionen, Extraktionen, Ausrottungen, Kriegen? Oder gab und gibt es mehrere Möglichkeiten? Natürlich mysteriöse.

Ja, es fällt ihnen schwer, es fällt ihnen schwer, es fällt ihnen schwer, dem Wissen, der Herrschaft und der Wissenschaft, es fällt ihnen schwer zu wissen, dass das Mysterium da ist. Es ist da. Und hier beruft uns das Schöpfergeheimnis ein und ruft uns zum Gebet.

Es fällt ihm schwer – dem Wissen – wenn es glaubt, etwas zu wissen, öffnet sich ihm ein Universum der Unkenntnis.

Es ist schwierig für es zu wissen, dass Errungenschaften scheinbar sind und dass es für jede scheinbare Errungenschaft auch offensichtliche Zerstörungen gibt.

Es fällt ihm (dem Wissen) schwer, es fällt ihm schwer zu wissen, der Säge der Vernunft, der Logik, dass das Wunder gravitiert..., es gravitiert auf seltsamen Bahnen, sicher!) – seltsam für einen Verstand. Dass sich die Überraschung versteckt – dafür ist es eine Überraschung. Dass das Unerwartete hinter jeder Gewissheit pocht. Dass das Unerwartete wartet, damit es, wenn man es nicht erwartet, eintrifft.

Es fällt ihm schwer! Es fällt dem Wissen schwer. Und als Antwort – die Wissenschaft und das Kennen – als Antwort auf dieses harte Mysterium, fällt es ihm angesichts dessen so schwer, dass es (das Wesen) letztlich sagt: „Nun gut. In der Zukunft wird man das, was wir nicht wissen, das, was wir nicht verstehen, was wir nicht begreifen, was wir nicht entdecken... wissen.“

 

Ein Ausgang zur Flucht. Eine feige Flucht. Aber unterstützt durch die Wissenschaft: die sich als Bewusstsein des Seins darstellt, die, die sich „abduziert“ hat, um sich an die Spitze jedes Gefühls, jeder Handlung oder Pflicht zu stellen.

 

Ja, indem SIE uns zum Gebet rufen, tauchen SIE uns in das Geheimnis ein, in das Geheimnis zu glauben.

Ganz einfach. Einfach in diesem Mysterium, in dem sich alle Wesen befinden, aber... mit unterschiedlichen Referenzen, mit unterschiedlichen – sehr unterschiedlichen – Mustern, die es nachzuahmen gilt.

Aber mit der einfachen Erkenntnis, dass der Glaube unvermeidlich ist, könnten wir vermuten – einfach vermuten –, dass, wenn der Glaube unvermeidlich ist – an dieses, an jenes, an sich selbst, an das, was man tut, an das, was man denkt; es ist glauben – wird das zu tun haben – das ist die betende Anregung – wird glauben (span.: ‚creer‘) mit dem Geschöpften (span.: ‚lo creado‘) zu tun haben?

Haben wir uns selbst erzeugt? Oder waren es – wie man so schön sagt – „der Zufall und die Notwendigkeit" – wir wissen nicht von wem – der Teilchen und Kohlenstoffe, sodass... mit ein bisschen Siliziumdioxid und Phosphor und irgendeiner weiteren Sache... jetzt(!) der Funke des Lebens – die Coca-Cola des Oparins – zu wirken beginnt? Und von da an organisieren sie sich dann selbst! Und es tauchen der Tiger, der Fleck des Zebras oder die Schnauze des Nashorns auf.

 

  • Wow, wie intelligent, was für mutige Atome! Und kommt der Salat auch von dort?
  • Der Salat auch. Und der Knoblauch und die Zwiebel, von denen sich so viele gestört fühlen.

 

Aaah, wie glücklich wären manche Leute, wenn Knoblauch und Zwiebeln nicht existieren würden! Aber, siehe da, siehe da, zwischen Kohlenstoff und Kohlenstoff, pfff, haben sie sich in Schichten angeordnet und sie haben sich versteckt.

Wow, wie viele Dinge es doch gibt, die einem nicht gefallen!

 

Zu glauben kann uns also zur Schöpfung führen – das ist ein Sprichwort, ein Gebetsspruch, klar, mysteriös, darin befinden wir uns. Kann er uns zur Schöpfung führen? Bei allem Respekt vor dem Zufall und der Notwendigkeit von Jacques Monod. Und bei allem Respekt vor Oparin und Einstein und Planck... und all jenen, die uns in unsere mächtige Kenntnis der Atombomben, der Zerstörung, der Vernichtung, der Beherrschung, der Kontrolle und der Versklavung aller Wesen eingehüllt haben.

 

Wir müssen – im Sinne des Gebets – zwischen dem Handeln im Stil der Herrschaft und dem des Glaubens unterscheiden.

Und zum Zeitpunkt zu glauben uns die Möglichkeit geben, uns geschöpft zu fühlen. Uns die Gelegenheit geben, wenn die Morgendämmerung (span.: ‚amanezca‘) anbricht, die Liebe geboren wird (span.: ‚ama-nece‘):  Wir werden geboren, weil SIE uns lieben. Uns die Gelegenheit geben, dass das liebende Gefühl ein Gefühl des Mysteriums ist, das in der Ewigkeit gravitiert. Und uns die Möglichkeit geben – warum nicht(?) – im Mysterium zu gravitieren. Und deswegen werden wir nicht aufhören zu trinken, zu essen, zu kommen und zu gehen! Aber ja... aber ja, unsere Art zu leben wird zumindest neu überdacht... Sie wird als Vers, als einzigartig, in einer unergründlichen Schöpfung entdeckt werden.

 

Ja, der Herzschlag des Glaubens, als Repräsentant des Betenden Rufs, ist das Pochen, welches das Leben ausdrückt und ihm die Dimension von Uni-vers-um (span.: ‚universo‘) gibt, in einem Mysterium, das in uns, unter uns, mit uns wohnt.

Und das wird unsere Intelligenz, unser Wissen, unsere Kenntnisse nicht schädigen... nein! Es wird sie ausrichten, es wird sie auf eine andere Form neu ausrichten.

Es wird das respektieren, und es wird das respektvoll ausüben mit dem Ziel, kein Grund des permanenten Schadens zu sein.

 

Und dieser Glaube, diese Vorsehung, die uns versorgt, diese Intention der Hoffnung, diese Berufung der Aufrichtigkeit, öffnen uns das unglaubliche Licht zu lieben – so, als wären wir im Ozean – unergründlich, unermesslich.

Und in dem Maße wie wir glauben, kreativieren wir unsere Position und wir stellen uns bereit, zu dienen, uns zu geben, uns (gegenseitig) zu helfen, uns zu entlasten, uns mit allem Lebendigen zu solidarisieren und – wir würden auch sagen – „in besonderer Weise" mit unseren Mitmenschen.

Es mag ein wenig egoistisch erscheinen, aber es scheint – mysteriöserweise –, dass es etwas ist, was dringend ist.

Möge das Gefühl des Erbarmens unser schöpferisches Bewusstsein schmücken.

 

Amen.

 

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