
10.25 Neutralität, Zuneigung, Unschuld
BETENDER RUF
Der Betende Ruf ruft uns dazu auf… unsere Abstammung zu entdecken, unsere Beziehung, unseren Kontakt mit dem Schöpfer Mysterium, und zwar auf den unendlichen Ebenen, auf denen diese Verbindung, diese Kommunikation, diese Feinabstimmung stattfindet.
Nun, da die Menschheit die Zügel ihrer Identität in die Hand genommen hat, abgetrennt – als menschliche Vision – von jedweder Verbindung, die nicht handhabbar, greifbar, praktikabel, rentabel ist... ist es möglich, der Unfähigkeit gewahr zu werden, um die Tendenzen zu modifizieren, welche die menschliche Intelligenz etabliert, in sich aufgenommen, aufgezwungen, zugewiesen hat.
Und diese Sehnsucht des Wesens, aus einem Konflikt, aus einem Vorurteil, aus einem vernünftigen Kriterium herauszukommen, wird unter dem menschlichen Gesichtspunkt unmöglich.
Und das ist es, was der der Betende Ruf aufwirft: Wie sehr beharrt ein Wesen... wie sehr beharrt ein Wesen darauf, um ein Muster, ein Kriterium, eine Sichtweise durch seine Intelligenz, durch seinen Gedankengang, durch sein Wissen zu verändern? Wie sehr? Wie oft versucht es das? Wann gelingt es ihm? BIS HIER
Wenn es erreicht wird, ist das dann tatsächlich durch die Anstrengung und die Beherrschung und die Kontrolle? Oder ist das zufällig – zufällig – ein Detail, ein Wort, ein nicht ausgearbeiteter, nicht bearbeiteter, nicht gesuchter Umstand, der unsere Seele berührt und uns aus unserem Dasein aufrüttelt, und damit jene Veränderung, nach der man suchte, diese neue Perspektive, das Vorurteil, die Wut, den Neid ausradiert, die typische Version von „gegen alles Mögliche zu sein" , die nicht das ist, was jeder einzelne denkt.
Und man macht weiter, man setzt weiterhin auf diese Dualität von Materie und Geist. Und das Spirituelle belässt man dort als... ja, wie das selige Lächeln oder die unmöglichen Träume oder... und die Welt des Konkreten und Materiellen wird als das Mögliche, das Reale, das Offensichtliche, das Überzeugende, das: „So ist das Leben" gehandhabt.
Und in diesen beiden theoretischen Welten diskutiert das Wesen.
Das Materielle wird sowohl verachtet als auch überbewertet. Oder das Spirituelle spitzt sich zu, um das Materielle zu beugen.
Ganz sicher ist in einer ausgewogenen Vision das Materielle subtil, es ist leer.
Ja, die Physiker – als Experten – sagen uns, dass die verschiedenen Teilchen, aus denen die Materie besteht, dies auf der Grundlage einer Leere tun, die zwischen einem Teilchen und einem anderen existiert. In Wirklichkeit ist unsere alltägliche Wahrnehmung bezüglich des Materiellen… virtuell, fiktiv.
Aber es ist praktisch. Es ist Ebene der Beobachtung und der Realisierung, die leicht zu handhaben ist.
Warum sollte ich die Idee inkorporieren, dass sich die Erde sich um ihre Achse dreht, wenn es doch viel einfacher zu sehen, dass sich die Sonne bewegt: „Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter...". Das ist ein sehr einfaches Beispiel. Ich bleibe auf der Ebene, dass sich die Sonne bewegt, weil ich das sehe! Auch wenn ich „intellektuell" weiß, bin ich mir nicht bewusst – aufgrund meiner Betrachtungsebene –, dass sich die Erde bewegt.
Im Prinzip ist das, vernünftig gesehen, schrecklich, denn dann wird alles fiktiv für mich, alles wird für mich zum Schein: das alltägliche Tun, sich zu projizieren, zu realisieren…
Der Betende Ruf fordert uns dazu auf, uns in diese Leere zwischen – auch anscheinenden – Teilchen zu platzieren, von denen wir keines gesehen haben, aber ihre Auswirkungen zeigen sich. Und wir nehmen an, dass sie dieses oder jenes Verhalten haben.
Um diese Referenz zu veranschaulichen, genügt es sich daran zu erinnern, was die meisten wahrscheinlich wissen: Es gab oder gibt ein Artefakt im Mittelmeerraum – ein Artefakt, das wie ein „Spinnenkollektor" aussah oder... nun, wie auch immer man es nennen will – und es befand sich in einer Tiefe von etwa 2.000 Metern. Und was machte dieser Apparat dort? Es war ein Neutrino Fänger. Wie Sie wissen, kommen Milliarden von Milliarden von Hunderten von Millionen von Milliarden von zahllosen Millionen von Neutrinos auf unseren Planeten und zu unserem Wesen und durchdringen uns. Und weil sie Neutrinos sind – sie haben keine Ladung – werden sie unsichtbar. Aber man unterstellte, dass sie existierten und dass sie da sind, um die Materie zu erfüllen. Nun, vielleicht wurde das alles nicht sehr gut verstanden, aber die kuriose Nachricht ist, dass... „sie ein Neutrino eingefangen haben! Hey, eins! Aber es gehörte nicht der bekannten Neutrino-Familie an! Es ist ein neues Neutrino!
Mir ist nicht bekannt, ob sie es mit einem anderen Namen getauft haben, als seinerzeit – erinnern Sie sich – „das Higgs-Boson" oder „das Gottesteilchen"... und dann tauchten überall Bosonen auf. Aber jetzt gibt es ein super, super, super Neutrino, das, wie es scheint, eine ungeheuerliche Energie hat.
Klar, die Jagd auf das Neutrino fand Dank eines Artefaktes statt, das bestätigt, dass ein Teilchen namens „Neutrino“ eingefangen hat, ein „Super Neutrino". Und nun, wir wissen nicht, ob sie es gefangen halten werden oder ob sie einfach festgestellt haben, dass ein Super Neutrino vorbeigekommen ist. Man gibt uns keine weiteren Nachrichten. Wir wissen nicht, ob es ein spezielles Gefängnis für Neutrinos gibt. Ich glaube nicht.
Aber jedenfalls ist die Referenz das Wichtigste. Sehen Sie mal, wie die Intelligenz der Suche nach der Zusammensetzung dessen, woraus wir bestehen, ein fürchterlicher Ehrgeiz ist! Selbstverständlich reserviert für einige wenige. Und selbstverständlich wussten wir nicht, dass sich in der Tiefe des Meeres dieser Apparat befand. Sie müssen es uns auch nicht sagen.
Alles in allem… wird man zur gleichen Zeit aufstehen müssen, man wird zur Arbeit gehen müssen, man wird die Rechnungen zahlen müssen, die Hypothek... Worin kann ein Super Neutrino unser Leben verändern?
Könnte es, eh? Aber klar, wir müssten von der Existenz bis zu jedweder Materialität eine andere Perspektive aufstellen.
In diesem Durchlauf möchte uns der Betende Ruf zeigen, dass wir unseren Betrachtungsebenen der Realität eine besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Vor dem, was wir „Realität" nennen: Vorsicht.
Und dass in Wirklichkeit – mit dem vorherigen Beispiel – das materielle und das Immaterielle nicht existiert. Nein. Es existieren verschiedene Formen von Komponenten, die Form annehmen und sich auf unterschiedliche Weise konfigurieren und sogar – um auf andere Ebenen zu gehen – es hat niemals irgendeine Komponente existiert. Es ist nur so, dass unsere Bewusstseinsebene diese Elemente benötigt.
Aber sehen Sie mal ein Detail, wenn Sie spekulieren wollen: „Neutrino". Das Erste, was einem dazu einfällt, ist „neutral". Neutral? Ja, mich neutral gegenüber dem fühlen, was wir „materielle, konkrete Evidenzen“ nennen, und was wir „seelische, geistige Spekulationen" nennen.
Wenn es uns gelingt, diese Ebene zu betreten, die uns das Gebet, der Betende Ruf, vorschlägt, werden wir bereit sein, all diese Elemente, die jeden Tag kennzeichnen, aufzulösen: Anziehung, Ablehnung, Akzeptanz, Ärger, Widerstände, Manipulationen... Diese Konzepte, diese Ebene der Überschneidung, die uns erlaubt, neutral zu sein.
Wenn wir bereit sind für die Neutralität und bringt das mit sich:
- Ah! Das bringt mit sich…
...aufhören zu rechtfertigen(span.: ‚justificar‘), aufhören mit der Gerechtigkeit (span.: ‚juicio‘).
- Oh, was könnten wir ohne Gerechtigkeit tun (span.: ‚juicio‘)?
- ...aufhören zu urteilen (span.: ‚juzgar‘).
- Und wenn ich nicht urteile (span.: ‚si no juzgo‘), mit wem werde ich dann zusammenkommen? Klar, ich muss urteilen, um mit diesem oder mit jener oder mit jenem zusammenzukommen. Ich muss die Restlichen verurteilen, um nicht mit ihnen zusammenzukommen, weil... ich dann den Verstand verloren hätte (span.: ‚habré perdido el juicio‘) , für gewöhnlich sagt man: „Er/sie hat den Verstand verloren (span.: ‚… ha perdido el juicio‘).
Könnte es nicht ein guter Moment sein, sich zu „enturteilen“? Und folglich lösen sich die „Vor-Urteile" (span.: ‚prejuicios‘) auf, und treten dem Zusammenleben, dem Teilen, dem Tun, mit ... – behalten wir das Wort bei – Neutralität gegenüber.
Und vielleicht – hey, vielleicht(?) – taucht die Zuneigung auf. Als ein Ausdruck ohne Teilchen, ohne Struktur, ohne Fundament. „Neutral", aber... offensichtlich.
Sie ist da – ja, sie ist da – es gibt die innewohnende Zuneigung. Klar, aber geschieht, dass wir schnell mit Argumenten und Vorurteilen konfrontiert werden und dieses, jenes oder das andere verurteilt wird.
Und infolgedessen wird die Zuneigung (span.: ‚afecto‘) zu einem Defekt (span.: ‚Defekt‘).
Ah, ja!
Von der ewigen Liebe zur permanenten Scheidung. Von „mit Dir für immer" zu „bis später, tschüss (span.: ‚chao‘), pesca’o“ (span.: ‚Fisch‘).
Es ist zerbrechlich, ja, und vielleicht auch scheu, so wie das Neutrino, aber sie ist in Hülle und Fülle vorhanden. Und es ist noch mehr, um die Theorie in Bezug auf das Neutrino zu vervollständigen: Ohne das Neutrino kann man keine Idee davon begreifen, was die innere Struktur der Materie ist.
Wow!
Die übrigen Teilchen und Elemente sind zwar wichtig, aber dieses…
Es wäre, als würde man sagen: „Es ist so, dass ohne Zuneigung alles zum Defekt, Verstand, Begreifen, Neigung, Besitz, Herrschaft... wird.“
Ach...! Und für einen Moment müssen wir uns von so vielen etablierten Urteilen verabschieden. Und uns einfinden bei der Unschuldsvermutung – um nicht die Position in der Rechtspflege zu verlieren – und plötzlich fühlen wir uns unter Unschuldigen (span. ‚inocente‘)[1].
- Alle? Unter Unschuldigen?
- Ja, sich fühlen.
Und was erzeugt die Unschuld? Zuneigung (span.: ‚afecto‘).
Zuneigung, Zuneigung, Zuneigung, Zuneigung.
Die Vernunft mit ihren feinen Sägezähnen kann uns – trotz ihrer Gewalt – an einen relativ neutralen Punkt bringen..., der ein erblühen der Zuneigung (span.: ‚afecto‘), der Zuneigungen (span.: ‚afectos‘) erlaubt, was uns den Durchgang zur Unschuld öffnet.
Und in ihr, ohne Urteile (span.: ‚juicios‘), ist die Zuneigung das Panorama, ist die Vision, ist die Wahrnehmung, in der unsere Sinne schweben, also sie verlassen die Gefängnisse des Konzentrierten, um zu wandern, um sich vorzustellen, um Phantasien zu haben, um geblendet zu werden.
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[1] Wird auch als unwissend übersetzt