
06.25 Mitgefühl, Mitleid, Erbarmen
BETENDER RUF
Gleichviel, welche Situation wir angehen, wir können sie mit einigen Adjektiven schmücken, die schattieren, die erklären, die die Ausdrücke auf Hochglanz bringen.
Wenn wir wählen müssten, welcher (Ausdruck) vom Schöpfer Mysterium aus der naheliegendste ist, dann verweist uns der Betende Ruf auf ‚das Mitgefühl’ (span.: ‚com-pasión‘)[1].
Ja. Es ist ein Augenblick der Simultaneität, in dem das Wesen einerseits –mit Leidenschaft (span.: ‚con passión‘), mit Kraft, mit Überzeugung – sein Projekt, seine Haltung, seine Idee ausdrückt.
Und das Mitgefühl (span.: ‚la compasión‘), jenes Verhalten, indem wir es verstehen anzunehmen, zu akzeptieren, unsere Positionen an andere anzupassen, die sich uns anders, unterschiedlich, schwach oder stark präsentieren, aber die uns mitfühlend (span.: ‚compasivo‘) sein lassen. Wir intervenieren nicht, um uns zuzujubeln oder um uns zu zerreißen.
Wahrscheinlich sind das Mitgefühl (span.: ‚compasión‘) gemeinsam mit der Barmherzigkeit (span.: ‚misericorida‘) und dem Erbarmen innerhalb dieser Attribute, die das Wesen „ungeschickterweise” gegenüber dem Schöpfer Mysterium etabliert, die liebenswürdigsten Elemente, um wieder aufnehmen zu können, um wieder anfangen zu können, um sich mit dem Schoß dieses Mitgefühls (span.: ‚compasión‘), dieser Barmherzigkeit und dieser Güte in der Unermesslichkeit zu fühlen.
Ja. Man kann anführen, dass wir dann übertreiben können, wenn wir auf unserer Ebene – auf unserer Ebene – dieses Mitgefühl ausüben, dass wir zu kurz kommen können, dass wir nachgiebig und tolerant werden können.
Ja. Aber wir sind nicht mitfühlend (span.: ‚compasivos‘). Im Mitgefühl werden die Kriterien, die Prinzipien, die Bezüge, die das Wesen hat, beibehalten, aber es ist so, dass sie nicht mächtig werden, dass sie nicht gewalttätig werden, dass sie nicht aufdringlich werden..., sondern dass sie kooperierend werden, dass sie sich in dieser Disposition des Konsenses ergeben.
Und auf dieser Dualität zu beharren, mit der wir begonnen haben: mit Leidenschaft (span.: ‚con pasión‘) und Mitgefühl (span.: ‚compasión‘).
In diesem Maße können wir uns klar, leidenschaftlich(!) (span.: ‚con pasión‘), überzeugend zeigen, aber gleichzeitig zuvorkommend sein!
Das scheint ein Widerspruch zu sein, aber nein. Denn in diesem Mitgefühl (span.: ‚compasión‘) horchen wir, wir berücksichtigen die Umgebung, den anderen, die anderen, wir bewerten und schätzen unsere Positionen, und mit dem gebührenden Respekt bringen wir uns in die angemessene Haltung, jene, die offensichtlich wird, welche die einvernehmliche ist, die keine Privilegien verfolgt, die aber Ausnahmen akzeptiert.
Tatsächlich, wenn wir genau hinsehen, dann sind das Mitgefühl (span.: ‚la compasión‘), das Erbarmen (span.: ‚piedad‘), Ausnahmen, die durch andere erscheinen, durch den Zufall, durch die Umstände, durch... sehr unterschiedliche Elemente, und die sozusagen die Unfähigkeit „brechen" – um es so zu sagen – die Unfähigkeit, die Unmöglichkeit oder die Mutlosigkeit.
(2 Min. der Stille)
Es ist diese gleichzeitige scheinbare Dualität, die das Schöpfer Mysterium über dem Lebendigen ausgießt. Auf der einen Seite nimmt es die Diskrepanzen, die Verdrehungen, die Variablen, die Mutationen, das Unvorhergesehene an, und auf der anderen Seite ermutigt, fördert es, schafft es einen Anreiz für…, stimuliert es.
Zum Zeitpunkt, ausgehend von unserer demütigen (span.: ‚humilde‘) Unterwerfung, uns im Mitgefühl (span.: ‚compasión‘) zu üben, müssen wir – mit der gebotenen Bescheidenheit (span.: ‚humildad‘) und Unterwerfung – annehmen, ich wiederhole das – eine Haltung annehmen, dass wir getragen, geführt werden, bereit zu sein, verfügbar zu sein, damit durch uns dieses Mitgefühl (span.: ‚compasión‘) ausgeübt werden kann.
Wenn wir diese Haltung der Vermittlung einnehmen, wenn wir den Protagonismus des Angebens und der persönlichen Bedeutung aufgeben, dann wird ganz sicher das Mitgefühl (span.: ‚la compasión‘), die Ausübung desselben wirksam sein, es wird pünktlich sein, es wird notwendig sein.
Die barmherzige (span.: ‚la misericorde‘) Haltung der Schöpfung wird ständig ausgeübt und macht aus unseren Ungeschicklichkeiten, unserem Elend eine Reihe von Möglichkeiten, die wiederbelebt werden, die zur Eintracht werden, die glänzend werden.
Und so ist es, wie wir diese Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘) wahrnehmen können, wenn wir in konstanter Weise auf unsere himmlischen Bezugspunkte achten. Es ist, als würden wir uns recyceln, uns verwandeln, uns transfigurieren. Das ist es, worum es in der Barmherzigkeit geht.
Uns in ein tägliches(!) Dasein… zu verwandeln, zu transformieren, zu transfigurieren. Weder die Himmel und noch die Erden müssen sich öffnen, noch muss etwas geschehen, das... Nein! Das ist da. Es wirkt sich darauf aus, wenn wir, in Bescheidenheit (span.: ‚humildad‘) und Unterwerfung (span.: ‚sumisión‘) wach sind, wir in Beziehung treten, miteinander auskommen, eine Haltung der Solidarität mit dem Lebendigen und vor allem mit unserer Spezies einnehmen.
Und so kommt es, dass wir auf etwas mehr hören müssen – sagt uns der Betende Ruf –, auf etwas mehr als auf unsere endogenen Worte, auf etwas mehr als auf unsere erlernten Kriterien, auf etwas mehr als auf unsere Bräuche, auf etwas mehr als auf unsere Lehren, etwas mehr(!), DAS uns erhält, unterhält und uns im Universum stützt.
Eine menschliche Natur wurde gezeugt, als wäre sie eine eigene Schöpfung..., als ob das Wesen der Menschheit sich selbst befruchtet und sich das Licht geschenkt hätte ..., um seinen Weg zu erleuchten.
Das ist das Verhalten, das man normalerweise sieht. Und er scheint das erfolgreichste, das triumphierendste, das kraftvollste, das „mächtigste" unter uns zu sein. Aber es gibt noch jemand anderes als uns! Da ist noch etwas mehr... als wir!
Und es genügt, sich an dieses „etwas mehr“ zu erinnern, welches ein Mysterium ist, und das sich auf tausende von Arten ausdrückt: das reicht aus, um die Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘) zu fühlen... Und wir sind bereit, uns auf gewohnheitsmäßige Weise zu transformieren, zu verändern, zu transfigurieren.
Gewiss, es geht darum – gemäß der Mittel des Betenden Rufs, aber immer sind sie da (die Mittel) – in einer bewussten, sensiblen, emotionalen, animistischen Weise, unsere Essenz als Universum, unser Fortschreiten unendlich und unermesslich zu lieben, wiederhezurstellen.
Es ist wahr, dass alles in Worten und in verschiedenen „Verständnissen" (span.: ‚entendi-mientos‘) verbleiben kann, wodurch das, nun ja, auf die Haltung des Daseins und Handelns rutschen wird. Aber geben wir uns jetzt(!), in den Augenblicken des Betenseine Chance, uns in dieses Mitgefühl (span.: ‚misericordia‘), diese Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘) als einen neuen, anderen Augenblick zu begeben, der schon immer da ist! Na, ja, aber das „Immer" ist zu groß für uns. ES ist da. Belassen wir es dabei, bei „ES ist da".
Aber normalerweise wird das nicht berücksichtigt. Natürlich berücksichtigt man es, wenn man nicht fähig ist, wenn die Schwierigkeit drängt, wenn das Unbehagen drückt, und dann bittet man um Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘), man bittet um Mitgefühl (span.: ‚compasión‘), man bittet um Erbarmen.
Die Spezies ist gut darin, zu bitten, ja. Aber – belassen wir es bei „wahrscheinlich" – wahrscheinlich, wenn sie auf ihrer Natur als Universum beharren und es wagen würde, zu erkennen, dass er ein Produkt der Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘), der Güte, der Schöpfung, des Erbarmens (span.: ‚piedad‘) ist, dann müsste es sich vielleicht nicht in dieser Dualität befinden: „Ich, ich kann, ich kann, ich, ich, ich, ich... Ich bin so, so, so, so...". Und ab und zu, wenn ich es nicht kann, sage ich: „Bitte gib mir den Glauben. Bitte hab Erbarmen (span.: ‚piedad‘). Bitte..."
Der hedonistische Protagonismus des Wesens als vorrangige Haltung, verhindert zweifellos jede andere Erfahrung, auch wenn „theoretisch", auch wenn „spekulativ" gesprochen und gesagt wird, dass die Dinge anders sind. Aber solange sie sich nicht setzen, solange der Animismus nicht in unserem Bewusstsein inkarniert ist, werden wir uns in diesem doppelten Gespräch befinden, in dem das Persönliche offensichtlich vorherrscht und in dem, wenn es (das Wesen) nicht in der Lage dazu ist, auf das Außergewöhnliche zurückgreift, und um Erbarmen (span.: ‚piedad‘), Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘), Mitgefühl (span.: ‚compasión‘), bittet...
Wenn wir erkennen, dass wir dieses Erbarmen (span.: ‚piedad‘), diese Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘), diese Güte, dieses Mitgefühl (span.: ‚compasión) brauchen… würden wir uns von unserer Intuition, unserer Idealisierung, unserer Vorstellungskraft, unserer Fantasie, unserer Illusion leiten lassen. Die nicht unsere ist! Es ist die Inspiration der Schöpfung, die über uns liegt. Nichts gehört uns.
Wir sind Ausdruck eines Schöpferischen Mysteriums. Wenn wir also folglich Haltungen annehmen und einnehmen, Positionen der Unnachgiebigkeit, des Kampfes, der Verzerrung dessen, was geschieht, entfernen wir uns von unserer Natur.
Ja, SIE geben uns für jeden Schritt – ja, für jeden Schritt – geben SIE uns, geben SIE uns, geben SIE uns den Impuls, um den anderen Fuß mit dessen Bein zu werfen, um weiterzumachen.
Ach! Das Erbarmen (span.: ‚piedad‘)… bewegt uns! Ja. Für Momente lässt es uns immer unwürdig fühlen!
Es ist ein Akt der Arroganz. Denn in anderen Momenten ist dieses Erbarmen (span.: ‚piedad‘), – für das es keine Definition gibt –, der Balsam des Schweigens... der uns streichelt, der uns segnet, der jeden einzelnen von uns zu einer Ausnahme macht, der uns die genügende Güte für den gegenseitigen Respekt schenkt und das transparente, einvernehmliche Zusammenleben mit gesundem Menschenverstand (span.: ‚sentido común‘).
Mit diesem undefinierbaren Erbarmen (span.: ‚piedad‘) entdecken wir uns in den Ressourcen, die da sind, die wir hüten, für die wir nichts getan haben, um sie zu haben, die uns gegeben wurden, um sie auszuüben und um ein Dienen zu sein, bei dem die anderen im Vordergrund stehen.
Auf dass das kommen möge, das Erbarmen (span.: ‚piedad‘) zu spüren und dass wir gutherzig (span.: ‚piadosos‘) werden, respektvoll vor jeder Position und sehnsüchtig nach einem Konsens.
Wir sollten uns mit Bescheidenheit und mit Unterwerfung angesichts der imprägnierten Barmherzigkeit (span.: misericordia‘), die uns bedeckt, die uns würdig macht, zeigen.
Auf dass es geschehen möge, das Erbarmen (span.: ‚compasión‘) zu spüren und damit wir erbarmungsvoll (span.: ‚piadosos‘) werden, vorsichtig bei jedem Schritt, respektvoll gegenüber jeder Position und bemüht um einen ständigen Konsens.
Wir sollten mit Demut (span.: ‚humildad‘) und Unterwerfung die imprägnierte Barmherzigkeit (span.: ‚misericordia‘) öffnen, die uns bedeckt und uns Würde verleiht.
Wir sollten das Mitgefühl (span.: ‚compasión‘) einsammeln, jenes, welches uns flexibel und großzügig macht, in einer kontinuierlichen Weise.
Ohne Vereinnahmungen von persönlichen Gaben...
Mit Offensichtlichkeiten offener Dienste!
Mit Leidenschaft (span.: ‚con pasión‘) fühlen wir, dass SIE uns lieben! Mit Barmherzigkeit (span.: misericordia‘) sehen wir uns dauerhaft wiedergeboren. Mit dem Erbarmen (span.: ‚piedad‘) entdecken wir uns selbst mit einem Samtmantel, einem von denen, die uns spüren lassen, dass zu lieben das ist, was wir sind.
„Was wir sind".
Was wir sind.
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[1] Compasión (Mitleid), Con pasión (mit Leidenschaft)