48.2023

 

BETENDER RUF

 

Und die Weisen der Wissenschaft bestätigen uns von der Realität aus, dass unsere Bestimmung als „Leben” die ist, zu verschwinden, dass es von Anfang an ein Verschwinden, ein Aussterben ist.

Von demselben Blickwinkel aus kann man sich fragen, was für einen Sinn hat der Impuls zu leben, wenn seine Bestimmung die ist, zu sterben, auszusterben, zu verschwinden... Sie bieten nicht einmal die Möglichkeit, sich zu transformieren, zu konvertieren, sich auf einer anderen Ebene zu entwickeln, eine andere … Dimension. Das wäre ein großer Fortschritt. Die Wissenschaft ist nicht bereit, soviel zu tun.

Sie schlägt Wurzeln in dem Greifbaren, in dem, was sie kontrollieren und dominieren kann. Außerhalb davon gibt es kein „Etwas“. Es gibt nichts. Und dieses Nichts ist viel zu groß für sie.

 

Im Laufe der Geschichten –Geschichten, ja, je nachdem, wer sie erzählt- wird ein Bewusstsein geschätzt, das sich verändert und das jetzt das Gelbe unterstützt, andere Male das Weiße, andere Male applaudiert es der Rechten, mal der Linken… Es ist formbar, lenkbar, manipulierbar.

Vielleicht... vielleicht, weil es sich in Evolution befindet, weil es sich im Transit von verschiedenen Rhythmen, Momenten und Pausen befindet, so wie es ein Neugeborenes macht, und wir sehen, wie es sich jeden Tag verändert.

Hier sehen wir über Generationen hinweg Veränderungen, die Zeit brauchen, wenn wir sie mit dem Individuellen vergleichen.

 

 

Botschaften unterschiedlicher Dimensionen hat es gegeben, gibt es und wird es geben, angefangen bei der, die am Anfang zum Ausdruck gebracht wurde –dass unser Schicksal das Aussterben sei- bis zu denen, die uns in die Tiefen der Unterwelt oder zu den himmelhohen Launen der Himmel führt, wo uns die Köstlichkeiten erwarten und …

Es gibt auch dazwischenliegende (Dimensionen), die den Schmerz und die Hoffnung kombinieren...; natürlich auch die, die uns in Wolken, in Skorpione, in Pflanzen verwandeln... oder wie wir wieder zurückkehren, verbessert. Es gibt alles auf dem Markt des Lebens.

 

Und alles für sich genommen erscheint wahr und fantastisch. Und alles hat individuell seine Anhänger und seine Überzeugten. Aber das Universum, die Universen sind viel zu weit entfernt.

Die Zyklen des Bewusstseins klammern sich an die Neigungen, die Potenz, die Arroganz und die Macht … um zu kontrollieren, zu dominieren und um zu unterwerfen.

Aber weit entfernt sind visionäre Wahrnehmungen in Bezug auf unsere Anwesenheit im Universum, die unser Betender Ruf mit eindringlicher Kontinuität betont.

 

Das Alltägliche fühlt sich sicherer mit Namen und Nachnamen von Philosophien, Religionen, Spiritualität … Aber wenn es sich um das Schöpfer Mysterium ohne Namen und Nachnamen handelt, ohne …. -ach(!)- ohne Geburt, ohne einen abrufbaren Lebenslauf, sondern ES als Beispiel erscheint ...

Und als „Beispiel” drückt ES sich in dem Universellen aus.

Und das Universum hat weder Namen noch Nachnamen. Und das Schöpfer Mysterium als naher Ausdruck noch weniger. Unsere „Gebetsrufe” zielen also nicht darauf ab, Abhängigkeit, Adepten oder Anhänger zu erzeugen; es sind Botschaften, die in jedem Moment inspiriert sind. Sie hängen weder von einem Muster noch von einer offenbarten Schrift oder einem Papyrus ab.

Und klar, ohne Lebenslauf, ohne Rechnungen, ohne Regeln, ohne Normen, ohne Wiederholungen, immer anders, schlagen sie in dem alltäglichen Bewusstsein keine Wurzeln, das danach sucht zu behalten, zu haben, zu besitzen, zu dominieren, zu kontrollieren, sicherzustellen…

Das anarchistische, befreiende Angebot hat keinen speziellen Reiz, da es nichts kostet, keine Kosten erhebt. Weder kostet es, noch werden Kosten erhoben, noch kann man es kaufen noch verkaufen. Es hat weder Ausweis… noch Gesetze.

Es bittet nicht. Es ruft uns … diejenigen, die horchen wollen.

 

Und in diesem Verstreichen der Spezies, hört sich das Wesen in seiner gemäßigten Evolution selbst zu und offensichtlich lauscht es dem Mächtigen, dem Berühmten, dem, der befiehlt. Oder aber es erhebt sich zum Protagonisten -jeder einzelne in seiner Position- immer nach Verbündeten suchend, um sich zum Gewinner zu machen.

Der Betende Ruf macht uns auf dieses defätistische Bewusstsein aufmerksam…, dass die Ohnmacht für die Kontrolle ausnutzt; die mit „der Wissenschaft“ -der neuen Religion- versichert, dass unser Eifer der ist, zu sterben und dass unser Lebensimpuls dafür bestimmt ist.

Das ist es nicht, was uns die Sterne zeigen.

Ihr ewiges Blinzeln ist verborgen in einem Strudel und sie verschwinden, aber … weder werden die geboren noch sterben sie. Sie transfigurieren sich. Und dann hören wir auf das zu sehen, was wir sahen oder wir sehen, was war. Weil die Schöpfung ein unergründlicher Schwindel „ohne Ziel”(span.: ‚sin destino‘)[1]ist. Nur das, was ein Ziel (span.: ‚sin destino‘) hat endet. Ausgenommen, wir würden „die Treffsicherheit” des Schicksals mit der unendlichen Präzision sehen.

Die unendliche Präzision ...?

Ja. Sie ist so präzise, dass es unmöglich ist, es wahrzunehmen. „Fast”.

Aber das Schöpfer Mysterium zeigt sich uns auf eine Weise …, indem es Kerben hinterlässt, damit wir der Spur folgen.

Kerben der Überraschung, Kerben von schwer fassbaren Abenteuern, Kerben von Möglichem.

Ja. Es zeigt sich uns schwer fassbar und … es verschwindet und taucht auf.

Und Generationen haben darüber geschrieben und sie haben Normen aufgestellt, Gesetze … sogar Aufenthaltsebenen. Ja, genauso wie die Landstücke, die auftauchten, kartografiert wurden, wurde das ewige Leben kartografiert.

Und so konnte das Wesen voranschreiten und ankommen, wenn sein Lebensimpuls es doch unweigerlich zum Schafott des Todes brachte.

 

Wir sind keine Ziele. Wir sind weder Anfang noch Ende. Wir sind Wanderer, die man zum Bewusstsein ohne Ende trägt. Und mit dieser Perspektive, wenn wir die in unser Sein, in unser Dasein, in unser Zusammenleben aufnehmen … wird uns die Konfiguration dessen, was geschieht erlauben, andere Visionen zu haben.

Ein Dasein ohne die organisierte Abhängigkeit -die, die auferlegt und aufzwingt-   sondern sich vielmehr vor dem Entdecken befinden, der Nachfrage nach dem, was benötigt wird und sich so in einer leidenschaftlichen Hingabe hingeben. Zu der, die keine Privilegien fordert, diejenige, die sich wie eine zerbrechliche Subtilität der Schönheit und dem Duft ihrer Illusionen aussetzt.

 

Angesichts dieser transfigurierten Perspektive –„angesichts dieser transfigurierten Perspektive”- tauchen keine notwendigen Hindernisse auf, da sie festgelegt sind. Und das Transfigurierte wird transzendent und gleichzeitig präsent, es geht und es bleibt gleichzeitig.

Wodurch es keine Angst gibt. Es gibt Gleichgewicht, es gibt Vorsicht, es gibt Vorsicht.

Es gibt eine Illusion kreativer Positionen, jene, die uns tragen –es ist ein Beispiel wert- zu anderen Dimensionen. Ja. Weit weg von dem Bekannten. Überspringen Sie das Gebot, das sagt: „Das schlecht Bekannte ist besser als das Gute, das man kennenlernen könnte”. Genauso wie: „Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“

Lass sie fliegen! Ich will keinen Vogel in der Hand. Dass, wenn das schlecht Bekannte da ist, dann trachte ich nach dem Guten, was man kennenlernen kann, ohne zu wissen!! Weil es sich mir präsentiert, weil es sich mir anbietet, weil … es mit dem Etablierten, mit dem Gewohnten kollidiert.

Und so wie das Sprichwort sagte: „Die Kutte macht keinen Mönch.“ Und geschützt durch das Gewohnte, streift das Wesen in Widersprüchen, im Elend und … in Freuden weniger.

Man spricht und sagt von etablierten Mustern mit bekannten Reaktionen, mit aufgestellten Antworten. Und gewiss, wenn man diese Bahn betrachtet, dann erzeugt das Traurigkeit und Apathie... denn es wird bereits von den Sternen aus eine sehnsüchtige Befreiung gefordert, die uns in der Gegenwart und der Handlung transfiguriert.

 

(2 Min. der Stille)

 

Gewiss ist, dass es keinen Grund zur Eile gibt.

Gewiss ist, dass wir es verstehen müssen … die Intimität der Hoffnung zu wahren.

Und mit der Friedlichkeit der Ruhe zu wissen, dass die Morgendämmerung (span.: ama-necer) gewiss ist ... genauso wie es dieses „ama” diese Liebe ist, die jeden Augenblick das Licht gebiert. Aber sie wird nicht geboren, weil sie bereits da war. Sie beginnt nicht. Sie verstreicht.

 

Die etablierte Vulgarität muss zurückbleiben, jene die bestraft, die aufzwingt. Jene, die sich zum Gesetz macht und die durch die Zeit verstreicht.

 

Wenn wir danach suchen, legitim und authentisch zu sein, müssen wír nach den Sternen schauen. Es kann sehr poetisch und folglich nutzlos erscheinen.

Nutzlos...? Nutzlos?

Aber der Seufzer war da mit seinem Hauch, den Worten voraus.

Aber der Seufzer war da mit seinem Hauch, den Worten „voraus“.

 

(2  Min. Stille)

 

Wenn wir das Bewusstsein der Verstreichens annehmen, ohne weder Anfang noch Ende, wenn wir bereit sind uns zu transfigurieren, so wie es das Durchfahren macht … mit dem Zählen der Zeit, wenn man bereit ist, das zu sein, was das Schöpfer Mysterium erzeugte … ausgehend von einem unverständlichen Nichts, mit der Bereitschaft dazu, dass uns die bewussten Ereignisse tragen, dann treten wir gewiss in andere Perspektiven ein, ohne diejenigen zu ignorieren, die dominieren, ohne die zu ignorieren, die kontrollieren und die anscheinend animieren.

So erzeugen sich andere Möglichkeiten. Jene, die unendlich sind, jene, die sich nicht erschöpfen, jene, die immer Heilmittel sind.

 

 

Man wartet auf unsere bescheidene Anwesenheit, unser unwissendes Verhalten, unsere Unschuld …, damit unser Bewusstsein eine transfigurierte Präsenz erreicht, die uns zu Unendlichkeiten ohne Ambitionen mit dem Impuls trägt, welche die dunklen Nächte des Winters bringen...

Jene, die nur einen ewigen Frühling hüten.

 

 

***

 

 


[1] ‚des-tino‘ = ins Ziel