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Emigrant sein im XXI. Jahrhundert

 Artikel Weibliche Inspiration

Emigrant sein im XXX. Jahrhundert

Soweit wir unsere Spezies Menschheit kennen, haben wir uns immer auf diesem Planeten bewegt.

Es wird gesagt, dass das Leben in Afrika begann und von dort aus –man weiß nicht genau warum- hat der Homo Sapiens angefangen, sich fortzubewegen.

Vielleicht ist es diese Verschiebung, die dem Menschen, der als Sapiens qualifiziert wird… also vielleicht war es das Weiseste[1], was er gemacht hat. Weil wir es nicht verstanden haben –ohne defätistisch sein zu wollen, uns in dem „Sapiens” zu entwickeln- wenn wir einmal daran denken, dass wir viele Zeichen sehen können, die uns denken lassen können, dass die Spezies verschwinden könnte.

Die Verschiebung scheint eine Charakteristik des Lebens auf unserem Planeten zu sein. Die Tiere geben uns ein Beispiel davon. Sie bewegen sich, um Gras zu suchen oder um Wasser zu suchen, oder um Territorien zu suchen, wo sie sich paaren können, weil diese Territorien gute Konditionen für das Überleben der Aufzucht bieten. In irgendeinem Moment konnten wir die wunderbaren Reportagen sehen, in denen wir in Afrika Elefanten, Zebras, Giraffen sehen, die sich verschieben.

Und was soll man über die schönen und fragilen Schmetterlinge sagen? Bis jetzt dachte man nur an den Königsschmetterling als großen Reisenden (er reist bis zu 4000 Kilometer von Kanada bis zu den Wäldern von Oyameles in Mexiko). Aber kürzlich gemachte Studien haben entdeckt, dass die „Vanessa cardui“, eine gemeine Spezies der Schmetterlinge, die wir überall finden können: Gärten, Parks, Höfe, Straßenränder- wenn also diese Schmetterlinge immigrieren, um ein wärmeres Ambiente zu finden, dann machen sie das nicht nur im Norden Afrikas, wie man dachte, sondern man hat festgestellt, dass sie in der Lage sind 4000 Kilometer zurückzulegen, bis sie sich in der tropischen afrikanischen Savanne niederlassen. Einige Tage hindurch emigrieren sie dorthin wohin sie ihr Instinkt führt. Diese Schmetterlinge nehmen den magnetischen Nordpol wahr, nehmen die Temperatur und den atmosphärischen Druck war. Sie sind in der Lage, die angemessenen Winde auszuwählen, und sie können sich durch die Sonne führen lassen.

Der Mensch beherbergt vielleicht als Erbe der ersten Sapiens-Vorfahren die Notwendigkeit, sich fortzubewegen, den Ort zu wechseln. Immer bewegt durch den Instinkt, um die unterschiedlichen Lebenskonditionen zu verbessern: Wirtschaft, Geographie, Klima… Und die menschliche Geschichte ist voll von großen Verschiebungen, die neue Kulturen ermöglichten.

Die Anthropologen schätzen die These, dass die erste Bevölkerung von Südamerika asiatische Jäger waren, die von der sibirischen Tundra vor 15.000 Jahren durch die Beringstraße kamen, weil sie wahrscheinlich große Säugetiere verfolgten. Das war möglich, weil während der Eiszeiten Sibirien und Alaska ein Territorium bildeten, wodurch man von einem Kontinent zum anderen gehen konnte. Um diese Zeit herum fingen nach und nach Völker mit ähnlichen Sprachen, zusammengefasst unter der Bezeichnung „Indoeuropäisch“, an, auszuziehen und Europa zu bevölkern.

Während des ersten Jahrtausends vor Christus navigierten die Griechen und Phönizier durch das gesamte Mittelmeer und bildeten Nieder-lassungen im Norden Afrikas, Italien und Spanien. In dieser Epoche rief die Entwicklung der ersten Städte -Polis- eine migratorische Bewegung vom Feld in die Stadt hervor, was sich später in allen Zivilisationen ergab.

Näher an unserer Zeit fand die Bewegung statt, welche es in Richtung USA gab. Es wird geschätzt, dass zwischen 1800 und 1940, 55 Millionen Europäer den Atlantik überquert haben, von denen 35 Millionen definitiv dort blieben.

Heutzutage haben sich die Bewegungen der Personen sehr verändert. Der aktuelle Globalisierungsprozess hat eine freie Zirkulation von Kapital und Personen ermöglicht und hat die Bevölkerungsmengen vergrößert, die sich von diesen Ländern aus in die entwickelteren Zonen verschiebt. Unterschiedliche Bevölkerungen sind Protagonisten dieser Bewegungen, angefangen bei sehr qualifizierten Personen bis zu den weniger qualifizierten. Die sind es dann auch, die die Arbeitsplätze (Hausangestellte, Müllabfuhr, Bauarbeiter, gastronomisches Gewerbe, etc.) in der ersten Welt besetzen, die für unangenehm gehalten werden. Das macht das soziale Modell der Kasten offensichtlich, das in dem ziemlich technologischen XXI. Jahrhundert weiterhin besteht. Dessen ungeachtet machen die reichen Länder immer mehr Auflagen für die nicht qualifizierten Immigranten. Je nach Notwendigkeit werden die Grenzen geöffnet, diese Grenzwege, die der Mensch aufstellt, weil er sich als Eigentümer der Erde betrachtet, um sein Territorium als ihm gehörend markiert. Ein Territorium, in dem er seine Fahne bewahren kann, seine Religion, seine Sprache, sein Denken… Grenzwege innerhalb derer das Unterschiedliche ein Sakrileg ist.

Der Artikel 13 der universellen Deklaration der Menschenrechte besagt, dass:

*Jeder Person das Recht hat, sich frei zu bewegen und frei ihren Wohnsitz im Territorium eines Staates zu wählen.

*Jede Person hat das Recht jedwedes Land zu verlassen, sogar das eigene und in sein Land zurückzukehren.

Trotzdem beinhaltet dieser Artikel weder noch schützt er das Recht jedweder Person frei in ein anderen Land zu gehen, was nicht das der Person ist. Das heißt, dass weder das Recht der Einreise noch das Recht der individuellen noch kollektiven Immigration anerkannt wird.

Wir wohnen derzeit Zeit den massiven Vertreibungen von Personen in extremen Umständen bei, die durch den Krieg und die Hungersnot bewegt werden. Und der Westen, der viel mit diesen Konflikten zu tun hat, reguliert, limitiert und stellt diese Vertreibungen auf.

Wir leben in einer Welt, die immer mehr kontrolliert wird, die immer domestizierter und programmierter ist. Die Rechte nach Freiheit –für die man so sehr gekämpft hat und für die so viel Blut vergossen wurde- scheinen im Schatten zu bleiben angesichts des Talismans des Jahrhundert, der Sicherheit. Dabei bemerken wir nicht, dass das, was für die einen Verteidigung ihrer Sicherheit ist (so als ob die Immigranten Vampire wären), für andere die verschlossene Tür einer Hoffnung nach Leben darstellt.

Dazwischen die Frauen und die Kinder, die selbstverständlich den schlimmsten Teil abbekommen: Sexueller Missbrauch, Verschwinden von Kindern…

Wenn man am Anfang des XX. Jahrhunderts so gedacht hätte, wäre die USA dann das, was sie heute ist?

Wir glauben ganz ehrlich, dass wir erneut einem Genozid beiwohnen, der, das schon, leise ist und “gut gefahren“ wird. Es ist überhaupt nicht verwunderlich, denn in Genoziden hat die Menschheit bereits gute Erfahrungen und schließlich werden Genozide mit weißen Handschuhen durchgeführt: Der Hunger, die Kälte, der Krieg, die Unangepasstheit… Die Hände in Unschuld waschen.

Gemäß eines Berichts des hohen Beauftragten der Vereinigten Staaten für Flüchtlinge (UHNACR, The Un refugee Agency ), sahen sich fast 60 Millionen Personen gezwungen ihre Wohnorte zu verlassen und sich in innere Vertriebene oder Flüchtlinge wegen Kriegen, Konflikten und Verfolgungen zu verwandeln. Das ist die höchste registrierte Zahl.

Die Frage ist nicht mehr, wie man die Situation lösen soll –was überhaupt nicht einfach ist- sondern es geht vielmehr darum zu erforschen wie wir dahin gekommen sind Gesellschaften zu gründen, die auf einem rein wirtschaftlichen Kriterium basieren, was uns in grausame Wölfe verwandelt, die ihren Raum verteidigen.

Tatsächlich stellt unser Habitat –global und individuell- nichts weiter als ein Schlachtfeld dar –auch wenn das sogar glamourös ist-. Ein Habitat, der als Rahmenbedingung die Intoleranz, das Gesetz des Stärkeren, die Verachtung und die Belohnung und die Strafe als Beziehungsform hat.

Und das ist unser tägliches Brot. Nicht nur an den Grenzen, den Wällen, den Gittern, den Mauern… sondern in unserem Viertel, in unserem Büro, in unserer Straße, in unserem Haus.

Wenn wir uns dessen bewusst werden, dann können wir uns an ein mehr weibliches Denken annähern, welches es einfacher macht, dass die persönlichen  Beziehungen wärmer, flexibler, interessierter daran werden, vom anderen zu lernen. Ein Denken, in dem der „andere“ nicht „etwas“ ist. Und das ist schon sehr viel.

Wir glauben, dass nur von einem Denken mit solchen Charakteristika aus nicht nur reale Lösungen und die Zukunft hervorgehen können, sondern eine Veränderung der Paradigmen, was dringend notwendig ist.

 

 


[1] Auf Spanisch: „sabio“, „weise“. Hier wird ein Bezug auf das Wort „sapiens“ genommen.